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  • AutorenbildConstanze Vogt

Mal so betrachtet...

Aktualisiert: 1. Okt. 2019

... Transformationsprozesse aus der naturwissenschaftlichen Perspektive.


Im Studium habe ich eine mir bis dahin nicht bekannte Zuneigung zu allem entwickelt, was sich berechnen und messen lässt. Statistik wurde zu meinem Lieblingsfach, Matritzenrechnung zu meinem Hobby. Gleichzeitig lebe ich mit der Erfahrung, dass die Dinge, die sich nicht so einfach greifen lassen, immensen Einfluss auf unser Zusammenwirken haben. Was ist es, das uns motiviert, hemmt, anschiebt, verändert? Auf der Suche nach Antworten, treibt es mich immer wieder zu eingängigen naturwissenschaftlichen Konzepten:


Der Energieerhaltungssatz besagt, dass sich die Gesamtenergie in abgeschlossenen Systemen nicht verändert. Energie, die aus einem Teil entnommen wird, findet sich woanders wieder. Energie, die in ein Teil hineingeht, muss von irgendwoher kommen. Von "Energieerzeugung" oder "Energieverschwendung" zu sprechen, wäre naturwissenschaftliche betrachtet also unsinnig. Allerdings kann es sein, dass Energie dort hingeht, wo sie besser oder schlechter nutzbar ist. Auf Organisationen übertragen lautet also die Empfehlung, genau hinzuschauen, wo Energie (auch Fokus, Budget, Vision, Headcount, Anziehung, Aufmerksamkeit etc.) ist. Und wo sie sein müsste, um ein Zielbild zu erreichen.


Bei der Begleitung von Transformationsprozessen in Unternehmen habe ich häufig den Satz gehört "das eine machen, das andere nicht lassen". Damit war gemeint, dass das alte Geschäftsmodell zwar ausgedient hat, aber ein neues noch lange nicht genug abwarf, um sich allein darauf zu konzentrieren. "Ambidextrie", also Beidhändigkeit, ist so ein Schlagwort, das in diesem Zusammenhang gebraucht wird. Es soll die Wichtigkeit beschreiben, Exploitaion (Ausnutzung von Bestehendem) zusammen mit Exploration (Erkundung von Neuem) zu denken. Woher die Energie für beides zugleich aber kommen soll und welche Verbindung zwischen den beiden Teilen besteht, wurde bis dahin selten thematisiert. An dieser Stelle kommt das nächste naturwissenschaftliche Phänomen zum Zuge, nämlich das der Osmose (altgriechisch für "Stoß", "Schub", "Antrieb").

Beschreibe ich ein Unternehmen als abgeschlossenes System aus dieser Perspektive, so wird das Verhältnis zwischen Exploitation und Exploration innerhalb dieses Systems osmotisch geregelt. Alle Systeme versuchen stabile Zustände zu erreichen. Wenn die Konzentrationen in den beiden Teilen unterschiedlich sind, wird das nicht toleriert.

Wenn wir bei dem Beispiel der alten und neuen Geschäftsmodelle bleiben, wird in einem Transformationsprozess zunächst Energie in den Aufbau von New Business Bereichen gesteckt, in die Bereiche mit dem alten Geschäftsmodell hingegen wenig. Die Idee vom osmotischen Ausgleich zeigt dann, dass nichts anderes passieren kann als die "Verwässerung" des New Business. Stets um Ausgleich bemüht, laufen geschlossene Organisationen Gefahr ihre Investitionen in die Zukunft im eigenen Saft aufzulösen und die Beteiligten wundern sich dann, weshalb die neuen Ideen nicht zünden, die Kultur im Kern die alte bleibt und der Wandel einfach nicht greift.


Nicht selten passiert es in dieser Phase, dass sich Teams gegenseitig die Schuld für die mangelhafte Umsetzung geben. Das ist schade. Denn auch das leitet die Energie nicht dorthin, wo sie nutzbar wäre. Um es gar nicht erst so weit kommen zu lassen, tun Unternehmen gut daran, aufzudecken und zu analysieren, wo welche Energien hingehen und welche Öffnung des Systems notwendig und machbar ist, um das Energielevel zur Erreichung der Zielorganisation konstant hoch zu halten. Wenn das gelungen ist, dann ist die Veränderung naturgemäß und gar nicht mehr so schwer. :-)


#Energie #Osmose #Transformation #Ambidextrie

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