Constanze Vogt
Über das Schweigen - von der Leerstelle zur Lehrstelle
Das Schweigen gehört zum Coaching ebenso wie das Fragen, das Paraphrasieren oder das Staunen. Es eröffnet einen Raum für das, was gesagt werden will. Im Schweigen den Kontakt halten, Zeitpunkt und Zeitraum erspüren, das intervenierende Auflösen - Schweigen ist eine Kunst. Im virtuellen Raum wird es zur Höchstleistung.
"Ich glaube jetzt bist du eingefroren."
"Kannst du mich hören?"
"Ich höre nichts."
Schweigen im virtuellen Coaching braucht noch mal mehr einen guten Platz, um wirksam zu sein. Ich habe mir angewöhnt, das Schweigen am Anfang eines Kontakts anzukündigen: "Wundern Sie sich nicht, wenn ich auch mal schweige. Das hat nichts mit der Technik zu tun. Es ist ein Angebot für Sie, mein Schweigen für sich zu nutzen. Wie immer Sie es nutzen wollen."
Im Schweigen sind wir auf uns gestellt. Wenn die Worte fehlen, befindet sich unsere Aufmerksamkeit im freien Fall. Sie verfängt sich an Ankerpunkten unseres Innenlebens und hebt hervor, was gerade zählt. In diesem Sinne wünsche ich allen heute einen Moment des zugewandten, aufmerksamen und neugierigen Schweigens.
Silencio.

Photo by Kristina Flour